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Frauen und Kinder im Feuer, inspirierten Johanna Doderer zu ihrer Komposition "Xanthos". Zur Uraufführung kommt die Großnichte Heimito von Doderers nach Ossiach.
Johanna Doderer
Foto © KK/IFKOVITS
"Unentwegt werde ich darauf angesprochen", sagt Johanna Doderer lachend, wenn man sie nach einer möglichen Verwandtschaft mit Heimito von Doderer, dem berühmten Autor der "Strudlhofstiege" fragt. Und: "Ja, er war tatsächlich mein Großonkel!" bestätigt die Komponistin.
In Graz und Wien hat Johanna Doderer studiert. Über 80 Werke hat die in Bregenz geborene und jetzt in Wien lebende 44-jährige Tonschöpferin mittlerweile komponiert. Auch vom berühmten Großonkel hat sie, inspiriert vom Roman "Die Merowinger", einen "Wutmarsch" als Orchesterminiatur vertont. Aus allen Genres von der Symphonie über die Kammermusik bis zur Oper (u. a. "Der Strom" aus 2006 und "Der leuchtende Fluss" aus 2010) reichen ihre Tonschöpfungen.
"Derzeit arbeite ich gleichzeitig an zwei Opern, meiner Sechsten und Siebenten, beides sind Auftragswerke." Beide werden 2015 an der Wiener Staatsoper (eine Kinderoper) wie auch am Münchner Gärtnerplatztheater (Intendanz: Josef Ernst Köpplinger) uraufgeführt werden. "Mehr darf ich noch nicht verraten!" Wie gefragt Johanna Doderer ist, zeigen weitere Uraufführungen: Bei Wien modern ein großer Walzer, in Eisenstadt ein Klaviertrio, im Wiener Konzerthaus ein Chor-Orchester Werk: "Die vier apokalyptischen Reiter".
Aber kann man heutzutage vom Komponieren überhaupt leben? "Es geht mir ganz gut dabei, aber man muss immer 100 Prozent präsent sein und die ganze Kraft der Musik widmen."
Von den Kassentönen eines Supermarktes bis zum Gipfel eines Berges reichen ihre Inspirationsquellen: "Alles was ich für gut empfinde, verwende ich in meinen Kompositionen. Diese inneren Freiräume sind es, die es mir ermöglichen, mit Offenheit in alle Richtungen an neue Kompositionen heran zu gehen. Dabei schließe ich auch die Tonalität nicht aus! Ich bin viel in den Bergen. Sie sind meine Oasen und Kraftquellen!" So prägen auch unverblümt tonale Bezüge ihre Werke.
Grausam
2009 bei einer Reise durch Lykien (Türkei) geriet Doderer eher zufällig nach Xanthos und wurde mit der grausamen Geschichte vom Untergang der antiken Stadt im Jahr 545 v. Chr. konfrontiert. Eine Geschichte, die sie nicht mehr losließ: "Dass die von den Persern eingeschlossenen griechischen Frauen und Kinder in ihrer Ausweglosigkeit selbst ins Feuer gingen, während ihre Männer beim Ausfall alle getötet wurden, ließ bei mir Bilder und Klänge entstehen."
Uraufgeführt werden die sieben musikalischen Fragmente zu "Xanthos" in Anwesenheit der Komponistin nun in Ossiach vom Wiener Concert-Verein, dem Kammerorchester der Wiener Symphoniker. Am Pult steht Dirigent und Pianist Philippe Entremont, der bei Mozarts Klavierkonzert KV 449 auch den Solistenpart übernehmen wird. Weiters wird die 1. Serenade von Brahms zu hören sein.“(Artikel aus der Kleinen Zeitung, Ausgabe vom 14.10.2013)