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Auf der Suche nach beschwipster Leichtigkeit

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Ljubisa Tosic. November 2013, 18:41. Wien Modern: Tanzabend mit Uraufführungen


Wien - Gleich zu Beginn, als Erich Wolfgang Korngolds Straussiana im großen Konzerthaussaal erschallte, krachten im hinteren Teil des Raumes einige Sektgläser lautstark zu Boden. Das war nun allerdings gar nicht unangenehm, nur ein logischer, vielleicht sogar erwünschter Scherbenbeitrag zu einem Versuch, Musik unbeschwert zu vermitteln. Im Rahmen des - einer vornehmlich der gestrengen Tonsetzerkunst gewidmeten - Festivals Wien Modern suchte man bei "RSO Wien Modern tanzt. Tanzmusik für Fortgeschrittene" Leichtigkeit in die Atmosphäre zu zaubern.

Hinten der Gastrobereich, in der Mitte Tische wie bei einem schmucken Ball und vorn die Tanzfläche. Dazu eine Menge Uraufführungen und einige professionelle Tanzpaare, die engagiert wurden, um dem Publikum Scheu zu nehmen, was dann auch einigermaßen gelang.

Zur Musik: Johanna Doderers Ein Walzer hatte zwar in seiner Eleganz durchaus etwas Dramatisch-Düsteres, aber jedenfalls Qualität. Reinhard Fuchs' alarm call wiederum gemahnte ein bisschen an Queens stampfigen Kracher We Will Rock You, während Patrick Pulsingers Motor Heads schüchtern von den repetitiven Erkenntnissen der Minimal Music zu zehren schien. Am besten kam allerdings doch Bernhard Langs Monadologie XXIII ... for Stanley K. über die Rampe.

Das Radiosymphonieorchester Wien (unter einem durchaus ausgelassenen Cornelius Meister) ließ diese witzige Paraphrase auf Richard Strauss' Also sprach Zarathustra effektvoll erblühen, ein Werk, das zudem ironisch und pointiert auf den Donauwalzer einging. Kalkuliert ließ Lang hier Tradition aus den Fugen geraten, während etwa Hannes Löschel in Moderne Zeiten eine süße Melodie charmant durchs Orchester schickte.

Es wurde in Summe ein Abend, an dem die Komponisten doch auf die spezielle Situation der auflockernd gemeinten Vermittlung Rücksicht nahmen. Man kann das auch durchaus wiederholen. Nur darf man die räumliche und inhaltliche Inszenierung des Tanzabends durchaus noch einer Verfeinerung unterziehen."

(Artikel aus dem Standard, Ausgabe vom 09.11.2013)
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